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Alessandro Mendini
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geb. 1931 in Mailand
Alessandro Mendini spielt in der Entwicklung des italienischen Designs eine zentrale Rolle. Als Herausgeber der Zeitschriften Casabella (1907-76), Modo und domus (jeweils 1979-85) war der gebürtige Mailänder nach seinem Architekturstudium viele Jahre der Theoretiker des italienischen Avantgardedesigns und Impulsgeber für neue Tendenzen. Sein Werk ist beispielhaft für die Grenzüberschreitung zwischen Kunst, Architektur und Design.
1978 gehörte er zu den ersten Mitgliedern des legendären Studio Alchimia. Er entwirft Möbel, die das Bild des italienischen Designs verändern und stellt die bis dahin unangefochtene Position des "Bella Design" aus Italien in Frage. Durch ihn wurden die bürgerlichen Kategorien von gutem Design und Kitsch in ihr Gegenteil verkehrt.
Zusammen mit anderen italienischen Designern entwickelt er das sogenannte Banaldesign, indem er Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs mit Farben und Formen in neue, ironische Gegenstände umwandelt. Mendini bezeichnet diese Transformation als "Re-Design".
Bereits 1978 unterzieht er eine Reihe von berühmten Sitzmöbeln einer solchen Verwandlung. Damit entlarvt er die Klassiker des modernen Möbeldesigns als Stilmöbel für den modernen Intellektuellen ("Marcel Breuers's Wassilij Stuhl", "Kandissi Sofa", "Poltrona di Proust", "Redesign Thonet"). Noch während der Ära Alchimia widmet sich Mendini auch der Malerei und der Literatur.
Mendini wirkt als Katalysator des internationalen Avantgardedesigns, unter anderem bei seiner epochalen Arbeit des "Unendlichen Möbels" oder als er für Alberto Alessi "La Casa della Felicità" verwirklicht. Mendini sieht seine Aufgabe darin, Architekten und Designer mit scheinbar unvereinbaren Einstellungen zum Design an einem Projekt zu beteiligen.
1989 gründet Mendini mit seinem Bruder Francesco, ebenfalls Architekt, das Atelier Mendini, das sowohl theoretische Studien durchführt, als auch sehr erfolgreich konkrete Design- und Architekturaufträge erarbeitet. Dazu zählen die weltweit über hundert eingerichteten Swatch-Shops, die neuen Geschäfte für Alessi und die Showrooms für Bisazza.
Aus der Reihe seiner Architekturentwürfe ragen das Museum in Groningen und der Paradise Tower in Hiroshima heraus. Bei beiden Architekturen ist die für Mendini typische Arbeitsweise des Teamworks sichtbar: nicht allein, sondern in Kooperation mit ganz unterschiedlichen Gastarchitekten werden die Projekte realisiert.
Zu den wichtigen neueren Projekten gehören die Galerie Tumringerstrasse in Lörrach, die Fassadenerneuerung des "Casino Arosa", die Umgestaltung des Stadtviertels Maghetti in Lugano, die Scuola del Mosaico in Spilimbergo, das Firmengebäude von Alessi, das "Forum di Omegna", ein multifunktionaler Park mit Museum, und die urbanistische Neugestaltung des historischen "Parco della Villa Comunale" in Neapel.
Im Jahr 2000 gewinnt das Atelier Mendini unter anderem die Ausschreibung für den Neubau eines Hallenbads in Triest und erhält von der Verlagsgruppe Madsack in Hannover den Auftrag für den Bau eines neuen, innerstädtischen Bürogebäudes.
Alessandro Mendini lebt und arbeitet in Mailand. Er ist Ehrenmitglied der Bezabel Akademie für Kunst und Design in Jerusalem, Chevalier des Arts et des Lettres in Frankreich und Ehrenmitglied der Architektenvereinigung in New York.
Publikationen von Alessandro Mendini:
1978 Paesaggio Casalingo
1981 Architettura addio
1983 Il progetto infelice
1991 La poltrona di Proust
Ausgewählte Ausstellungen:
2001 Alessandro Mendini - Zwischen den Künsten. Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster. Erarbeitet in Kooperation mit dem Studio Mendini, Mailand. Katalogbuch mit Texten von Francois Burkhardt, July Capella, Frans Haks und Peter Weiß.
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