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David Hockney
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geb. am 9.7.1937 in Bradford, England
David Hockney, der seit 1979 in Los Angeles lebt, ist der bedeutendste englische Künstler der Gegenwart. Zentrales Thema seiner Gemälde und Grafiken ist der Raum: von der intimen Nahsicht seiner frühen Akte bis zum weit gefassten Überblick seiner monumentalen Bilder des Grand Canyon, die in den späten 90-er Jahren enstehen.
Ebenso erforscht Hockney die zeitliche Dimension der Malerei in all ihren Extremen: von der Momenthaftigkeit eines Wasserspritzers, den ein Badender beim Sprung in den Pool hinterlässt, bis zur meditativen Ruhe und Dauer eines genau komponierten Stillebens.
In den 60-er Jahren gehört David Hockney zu den Hauptvertretern der Pop Art. Erst im Frühjahr 2001 erzielte eines der charakteristischen "Swimming Pool"-Bilder bei Sotheby's in New York den stolzen Preis von 550 000 Dollar (Sammlung Stanley Seeger).
Wie alles begann?
David beschließt im Alter von elf Jahren, Künstler zu werden. In seinem Heimatort Bradford besucht er die Grammar School und studiert von 1953 bis 1957 an der Bradford School of Art, die er mit dem National Diploma of Design abschließt. Die Ausbildung ist traditionell, zu den Fächern gehören Anatomie, Perspektive und Aktzeichnung.
Hockney stellt erste Ölbilder und Farblithographien her und begegnet 1957 bei einer Ausstellung von Alan Davie in Wakefield zu ersten Mal der abstrakten Malerei. Nachdem er seinen Zivildienst in Krankenhäusern in Bradford und Hastings geleistet hat, wird Hockney 1959 am Royal College of Art in London zugelassen, wo er zusammen mit Ron B. Kitaj, Allan Jones, Peter Phillips, Derek Boshier und Patrick Caulfield studiert.
1960 beginnt Hockney die Serien der "Vegetarian Propaganda Paintings" (verloren) und der "Homosexual Propaganda Paintings". "Meine Gemälde am Royal College handelten von Fantasien, meinen eigenen Fantasien. Sie hatten überhaupt nichts mit dem zu tun, was wir sahen", sagt der Künstler später (1977). Da ihm zu dieser Zeit das Geld für Leinwände fehlt, beginnt Hockney 1961 mit der Radierung zu experimentieren.
Etwa zeitgleich unternimmt David Hockney seine erste Reise in die Vereinigten Staaten - nach New York. William Lieberman kauft zwei seiner Radierungen für das Museum of Modern Art und vermittelt weitere Verkäufe.
Hockney reist nach Los Angeles und mietet ein kleines Atelier in Santa Monica. "Man Taking a Shower in Beverly Hills" ist sein erstes Bild mit Acrylfarbe. "1965 oder 1966 begann ich Kalifornien in Kalifornien so zu malen, wie es mir wirklich erschien".
1968 entstehen die ersten großformatigen Doppelportraits: "American Collectors (Fred and Marcia Weisman)" und "Christopher Isherwood and Don Bachardy". Im November hat Hockney eine Einzelausstellung in der André Emmerich Gallery, New York. Der Kunstkritiker Clement Greenberg urteilt: "Dies ist keine Kunst für eine seriöse Galerie".
Im Frühjahr 1973 läßt sich Hockney in der Rue des Beaux-Arts in Paris und später in einer Wohnung im Quartier Latin nieder, die dem Maler Balthus gehört hatte. Sein Hauptinteresse gilt nun dem Zeichnen und Radieren.
Erst 1974, nach zehn Jahren Unterbrechung, nimmt er die Malerei in wieder auf. Es folgen zahlreiche Ausstellungen, darunter die Retrospektive im Musée des Arts Decoratifs in Paris, die Retrospektive der Graphischen Arbeiten im Louisiana Museum Humlebæk und die Teilnahme an der Documenta VI in Kassel.
Hockney und sein Künstlerfreund Kitaj diskutieren darüber, dass die zeitgenössische Kunstwelt die figurative Tradition vernächlässige und Abstraktion und Konzeptkunst bevorzuge. Sie verfassen einen Aufsatz, der 1977 in "The New Review" publiziert wird.
In New York bleibt er mehrere Wochen um neue Drucktechniken zu erproben. Als Ergebnis entsteht die Serie der "Paper Pools", unter Verwendung eingefärbter und gepresster Papiermasse. "Die stark strukturierten Oberflächen (dieser Arbeiten) sollten seinen Zugang zur Malerei verändern" (M. Friedman, 1983).
Mit der Gruppenausstellung "A New Spirit in Painting" manifestiert die Royal Academy of Arts in London 1981 das Revival figurativer Malerei und zeigt auch vier neue Bilder von David Hockney. Die erste Monographie, verfasst von Marco Livingstone, wird veröffentlicht.
1982 kauft Hockney ein Haus in den Hollywood Hills. Er bemalt die Außenwände rot und blau und bedeckt den Boden des Swimmingpools mit blauen "French marks". Hockney verfolgt seine Studien zur menschlichen Figur mit dem Medium der Fotocollage.
In den Offsetlithografien "Moving Focus Prints" von 1983 wendet er seine Erkenntnisse aus der Fotografie auf die Graphik an. "Einige Leute haben bemerkt, dass etwa seit 1980 die menschliche Figur in meinem Werk fehlt. Der Hauptgrund dafür liegt darin, dass ich den Betrachter zur Figur machen wollte."
Hockney gelingen subtile Zeichnungen und meisterhafte Druckgrafiken, in denen er zum Teil verschiedene grafische Techniken miteinander kombiniert. Er trat auch mit Bühnenbildern und als Fotograf hervor. 1998 wurde dem Engländer der Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie verliehen.
Was nun?
Immer wieder sucht der Künstler die Isolation in seinem kleinen Haus in Malibu Beach. Er malt den Ozean. "Die Wellen kommen bis vor mein Fenster. Wieder werde ich mir eines riesigen Raumes bewusst. Das Haus ist klein, mit sehr gemütlichen Räumen, und draußen ist die Unendlichkeit".
Ausgewählte Einzelausstellungen:
1970 Erste Retrospektive in der Whitechapel Art Gallery, London.
1988 Retrospektive im Los Angeles County Museum of Art, dem Metropolitan Museum of Art in New York und der Tate Gallery in London.
1995 Retrospektive der Zeichnungen in der Hamburger Kunsthalle, der Royal Academy of Arts in London und dem Los Angeles County Museum of Art.
1998 David Hockney. Retrospektive Photoworks. Museum Ludwig, Köln. Weitere Stationen: Galleria d'Arte Moderna e Contemporanea in Turin, Musée de l'Elysée in Lausanne, Rencontres Internationales de la Photographie in Arles, Kunsthalle Krems/Niederösterreich. Katalog, Edition Braus.
1999 David Hockney. Espace / paysage. Centre Georges Pompidou, Paris.
2001 David Hockney. Exiting Times Are Ahead. Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn.
Aktuelle Literatur:
Im Herbst 2001 soll David Hockneys Buch "Secret Knowledge" über die Rolle optischer Hilfsmittel in der Geschichte des Bildermachens erscheinen. Ausgaben in französischer, spanischer, portugiesischer, japanischer und deutscher Sprache sind geplant.
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