Logo der Galerie KAESS-WEISS
 
 
   
   Vorstellung der Galerie Künstler Ankauf Verkauf Links Kontakt Startseite Navigationsleiste   
 
Alighiero e Boetti
          Alighiero e Boetti
Werke Links Bücher navigationsleiste2
 
1940 Turin - 1994 Rom
 
Die Harmonie des Dualismus war ein wesentliches Prinzip im Denken, Fühlen und Handeln von Alighiero Boetti, der mit seinen bunten Stickbildern ("Arazzi") bekannt wurde.
 
In einer Fotomontage mit dem Titel "Gemelli" (zu deutsch: Zwillinge) hat er nicht nur zwei Fotos seiner eigenen Person zu einem Doppelporträt kombiniert. In der Unterschrift kommt das dualistische Prinzip noch einmal zum Ausdruck: Alighiero e Boetti. Dazu der Künstler: "Alighiero ist der kindlichere Teil, nach außen gerichtet, die vertraute Umgebung bestimmend. Alighiero, so nennen und rufen mich die, die mich kennen. Boetti ist abstrakter, schon weil der Nachname wieder eine Kategorie ist".
 
Alighiero Boetti ist Autodidakt. Er wird in der zweiten Hälfte der 60-er Jahre künstlerisch aktiv. Nach seiner ersten Ausstellung im Jahr 1967, schließt er sich der Arte Povera-Bewegung an. Er interessiert er sich für die orientalische Kultur und andere Disziplinen wie Philosophie und Alchimie.
 
1971 reist Alighiero zum ersten Mal nach Afghanistan. Er bleibt einen Monat dort und kehrt bis 1979 - dem Jahr des Einmarsches der Russischen Armee - jedes Jahr für längere Zeit dorthin zurück. 1971 gibt er auch seine ersten Stickbilder in Auftrag, die von afghanischen Frauen ausgeführt werden. Die Produktion dieser Stickbilder dauert bis zu seinem Tod an.
 
"Alighiero war von Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit an auf der Suche nach geeigneten Ausdrucksformen, um die von ihm erkannten Basisstrukturen der Welt auch mit entsprechenden ästhetischen Wirkungseigenschaften vermitteln zu können", schreibt Rolf Lauter. Für die Realisierungsphase der Werke nutzte Alighiero oft ein dialogisches Kommunikationssystem zwischen Künstler, Mitarbeitern, Assistenten und externen Ausführenden".
 
Der Quadrierung von Texten und Wörtern kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Die "Arazzi piccoli" zum Beispiel sind meist aus 4 x 4, oft aber auch aus 5 x 5 oder mehr Buchstaben zusammengesetzt und in beliebigen Farbkombinationen gestickt. Von oben nach unten gelesen ergeben sie Sprüche wie "Dare tempo al tempo" (der Zeit Zeit geben), "Ordine e Disordine" (Ordnung und Unordnung) etc.
 
Die "Arazzi grandi" dagegen setzen sich aus 25 x 25 Buchstabenfeldern zusammen. "Die 25 ist das Quadrat der heiligen Fünf und wird deshalb auch als Zentrum von magischen Quadraten verwendet. Sie setzt sich aus der Summe der Zahlen 1 + 3 + 5 + 7 + 9 zusammen und enthält daher alle heiligen Zahlen, die sich in der Magie verwenden lassen" (Boetti).
 
Zu den bekanntesten Arbeiten von Alighiero Boetti zählen die gestickten Weltkarten, die auf konzeptuelle Werke der Jahren 1967 bis 1971 zurückgehen. Im September 1971 nahm er die erste Vorzeichnung nach Afghanistan mit. Nachdem der Künstler die Farben der Fäden festgelegt hatte, arbeiteten dann meist vier Stickerinnen gleichzeitig an der Fertigstellung, die je nach Format zwischen einem und zwei Jahren dauerte.
 
Bei Sammlern ebenfalls sehr gefragt sind Boettis "Lavori Biro" (Kugelschreiberarbeiten). Die Werke dieser Gruppe wurden mit handelsüblichen Kugelschreibern auf Papier ausgeführt, in den Farben Blau, Schwarz, Rot und Grün. Manche wurden später auf Leinwände und entsprechende Keilrahmen aufgezogen, andere auf Karton und in Plexiglas gerahmt.
 
Zumindest bei den frühen Arbeiten wünschte sich der Künstler, dass sich die ausführenden Personen an ein Grundraster von kleinen Quadraten halten sollten, um die Systematik der Herstellungstechnik sichtbar zu machen. Später variieren die Strukturen.
 
"Das Ausmaß der delegierten Arbeiten schwankt, vom Minimum der Biro (Kugelschreiber), wo es nichts Kreatives zu tun gibt, zum Maximum von Tutto (Alles). Ich habe die Assistenten gebeten, alles zu zeichnen, alle möglichen Formen, abstrakte und figürliche, und sie ineinander zu vermengen, bis auf dem Blatt kein Platz mehr ist. Dann habe ich Zeichnung nach Afghanistan gebracht, um sie mit Fäden in neunzig Farben sticken zu lassen, allerdings mit der Bedingung, dass von allen Farben dieselbe Menge benutzt wurde".
 
Seit 1987 arbeitet Alighiero mit der iranischen Assistentin Mahshid Mussari zusammen, die für die Realisierung der letzten und größten "Tutto"-Arbeit unterschiedlichste Motivvorlagen gesammelt hat. Nach wochenlangen Vorarbeiten konnte die überdimensionale Leinwand im Dezember 1993 nach Peshawar geschickt werden. Nach zehn Monaten kam das vollendete Werk nach Rom zurück, ohne dass Alighiero es noch hatte sehen können. Er starb 1994 an den Folgen eines Hirntumors.
 
Dieses außergewöhnliche etwa 2,5 x 6,5 Meter messende Werk befindet sich heute im Museum für Moderne Kunst in Frankfurt am Main. Dieses "Tutto" ist ein Sinnbild für die komplexe Welt, ihre kulturelle Vielfalt und ihren Lauf und kann gerade nach den jüngsten politischen Ereignissen wieder mit neuen Augen betrachtet werden.
 

 
 
Ausgewählte Einzelausstellungen:
 
1996 Alighiero Boetti 1965 - 1994. Galleria Civica d'Arte Moderna e Contemporanea, Turin. Musée d'Art Moderne, Villeneuve s'Ascq, und Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig, Wien. Katalog.
 
1998 Alighiero Boetti: Mettere al mondo il mondo. Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main, und Galerie Jahrhunderthalle Hoechst. Katalog, hrsg. von Rolf Lauter.